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Die Entstehung eines Mondbildes: Von 2000 Videoschnipseln zum gestochen scharfen Kraterfoto!

 

Der Mond ist ein dynamisches Ziel – nicht, weil er sich schnell verändert, sondern weil die Erdatmosphäre (Seeing) seine Schärfe während der Aufnahme ständig verzerrt. Um die feinsten Strukturen der Krater und Rillen festzuhalten, ist ein spezielles Vorgehen bei der Aufnahme und Bearbeitung notwendig.

 

1.  Rohdaten: Die Basis der Aufnahme (Lucky Imaging)

 

Um die atmosphärischen Turbulenzen zu umgehen, erstelle ich keine Einzelbilder, sondern kurze Videosequenzen – eine Technik, die als Lucky Imaging bekannt ist.

  • Meine Ausrüstung: Ich verwende eine hochempfindliche ASI585MC Farbkamera an meinen APO90 Teleskop bei 540mm Brennweite.
  • Meine Rohdaten: Für jede Aufnahme habe ich eine Serie von 2000 Frames im SER-Format erstellt.
  • Das Prinzip: Diese Videoschnipsel enthalten viele Frames schlechter Schärfe, aber auch kurze, "lucky" Momente, in denen die Atmosphäre ruhig war und das Bild fast perfekt ist.

 

 

2.  Der Stacking-Prozess: AutoStakkert!

 

Das Ziel dieses ersten Bearbeitungsschritts ist es, das Beste aus den 500 Einzelbildern herauszuholen und ein rauscharmes, unverzerrtes Summenbild zu erzeugen.

  • Software: AutoStakkert! (AS!).
  • Ablauf: AS! analysiert die 2000 Frames und sortiert die Frames mit der höchsten Schärfe aus. Die besten 10% der Frames werden pixelgenau ausgerichtet (Alignment) und zu einem einzigen, ungeschärften Bild kombiniert (Stacking).
  • Ergebnis: Durch die Mittelung der besten Bilder wird das Rauschen drastisch reduziert und die maximale Detailauflösung der Optik trotz turbulentem Seeing erreicht.

 

3.  Detail-Extraktion: Wavesharp

 

Das Summenbild aus AutoStakkert! enthält alle Kraterdetails, aber sie wirken noch sehr unscharf . Dieser Schritt macht sie sichtbar.

  • Software: Ich verwende aktuell die Sofware Wavesharp 2 für die Hauptschärfung. Ältere Aufnahmen wurden mit Registax 6 geschärft.
  • Ablauf: Wavesharp wendet Wavelet-Filter an. Diese erlauben es mir, die Schärfe selektiv auf verschiedenen Detail-Ebenen zu erhöhen. Dazu betont man gezielt die feinen Strukturen wie Rillen, kleine Krater und scharfe Kraterränder, um die plastische, dreidimensionale Wirkung der Mondoberfläche zu verstärken.

 

4.  Kosmetische Finalisierung: PixInsight

 

Im letzten Schritt wird das technisch perfekte Bild in ein ästhetisch ansprechendes und rauschfreies Endergebnis überführt.

  • Farb- und Kontrastanpassung (PixInsight): Da ich eine Farbkamera (ASI585MC) verwende, enthält das Bild dezente Farbinformationen. Ich nutze PixInsight, um über die CurvesTransformation den Kontrast optimal anzupassen und über ColorSaturation die subtilen Farbunterschiede der Mondoberfläche (die auf die Zusammensetzung des Gesteins hinweisen) vorsichtig zu akzentuieren.

 

Nachfolgend eine Gallerie mit all meinen Mondaufnahmen.