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Tintenfischnebel

auch bekannt als Ou4 (Outters 4), Squid Nebula

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1. Steckbrief & Bezeichnung

  • Katalogbezeichnung: Ou4 (Outters 4)
  • Sternbild: Kepheus (Cepheus)
  • Entfernung: Ca. 2.300 Lichtjahre
  • Wahre Ausdehnung: Ca. 50 Lichtjahre Länge
  • Scheinbare Größe: Sehr groß am Himmel, er erstreckt sich über ca. 1,2 Grad (das entspricht etwa dem Durchmesser von 2-3 Vollmonden).

2. Entdeckung

Der Nebel ist eine sehr junge Entdeckung. Er wurde erst im Juni 2011 von dem französischen Amateurastronomen Nicolas Outters gefunden. Das ist besonders bemerkenswert, da das Objekt am Himmel riesig ist. Es war jedoch so lichtschwach, dass es jahrzehntelang auf Aufnahmen übersehen wurde, bis Outters es durch spezielle Technik und sehr lange Belichtungszeiten isolieren konnte.

3. Physik & Natur des Objekts

Lange Zeit war unklar, worum es sich genau handelt.

  • Ursprüngliche Theorie: Man dachte zunächst, es könnte ein Planetarischer Nebel sein (die abgestoßene Hülle eines sterbenden Sterns).
  • Aktueller Stand: Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass es sich um einen sogenannten bipolaren Ausfluss (Outflow) handelt.
  • Der Ursprung: Die riesige blaue Struktur wird wahrscheinlich von dem Dreifach-Sternsystem HR 8119 im Zentrum des Nebels erzeugt. Diese massereichen, heißen Sterne stoßen Materie mit hoher Geschwindigkeit in zwei entgegengesetzte Richtungen aus, was die charakteristische "Tintenfisch"-Form erzeugt.

4. Visuelle Erscheinung & "Die Fledermaus"

Der Tintenfischnebel (Ou4) ist fast immer im Kontext mit einem anderen Objekt zu sehen: dem Fledermausnebel (Sh2-129).

  • Der Kontrast: Der Fledermausnebel ist eine rote Emissionswolke (Wasserstoff / H-Alpha). Der Tintenfischnebel liegt innerhalb dieser Wolke und leuchtet in einem gespenstischen Blau-Grün (doppelt ionisierter Sauerstoff / OIII).
  • Das Bild: Auf Fotos sieht es so aus, als würde ein blauer Tintenfisch von einer roten Fledermaus umschlossen. Da beide Objekte etwa gleich weit entfernt sind (2.300 Lichtjahre), sind sie auch physikalisch miteinander verbunden und nicht nur zufällig hintereinander.
     

Die Herausforderung an dem Bild besteht in Belichtungszeit, die man aufwenden muss.

Der Tintenfischnebel ist so schwach, dass es mehrere Nächte gebraucht hat um genügend Daten zu sammeln, um ihn sichtbar zu machen. Hier in meinem Fall fast 26h! Dafür habe ich insgesamt 5 Nächte mein Teleskop Daten sammeln lassen.

Mehr Belichtungszeit würde die Grenzen und das komplette Objekt aber noch besser hervorheben.

Das Deepskyfoto ist zusammengesetzt aus 5 Einzelbildern. Dafür verwende ich eine schwarzweiß Astrokamera (ASI533MM) ohne Farbfilter vor den einzelnen Pixeln. Vor dieser befindet sich ein Filterrad mit 7 Filtern, um dann im Anschluss wieder ein Farbbild aus den Einzelaufnahmen zusammen zu setzen.

  1. Breitbandfilter (RGB):
    • R (Rot), G (Grün), B (Blau): Erfassen das gesamte sichtbare Spektrum in diesen drei Farben.
    • Ziel ist die Erfassung der natürlichen Farben der Sterne.
  2. Schmalbandfilter (HOO-Palette):
    • (Wasserstoff-Alpha): Isoliert das Licht des ionisierten Wasserstoffs (der stärkste Emitter in vielen Nebeln).
    • OIII​ (Sauerstoff III): Isoliert das Licht von dreifach ionisiertem Sauerstoff.
       
  3. Stacking HOO Palette: Alle Einzelbilder jedes und OIII​ Filters werden separat gestackt (gemittelt), um zwei monochrome Master-Bilder zu erhalten.
  4. Kanalzuweisung: Die Master-Bilder werden in ein Farbbild kombiniert. Da aber jeder Pixel immer die Information aus den 3 Grundfarben rot, grün und blau benötigt wird OIII sowohl im blauen als auch grünen Kanal verwendet, da dies meißt schwächer ausfällt. Daher die Bezeichnung HOO.
    • Rot-Kanal
    • Grün-Kanal OIII
    • Blau-Kanal OIII​
       
  5. Stacking RGB: Die R-, G- und B-Aufnahmen werden separat gestackt, um drei monochrome Master-Bilder zu erhalten.
  6. Kanal-Kombination: Die Master-Bilder R, G und B werden zu einem natürlichen Farbbild der Sterne kombiniert.
  7. Der finale Schritt ist die Verschmelzung der beiden Ergebnisse:
  8. Das HOO-Nebel-Bild wird bearbeitet, um die Struktur und Farbdetails herauszuarbeiten.
  9. Die Sterne aus dem HOO-Bild werden entfernt , da sie unnatürliche Farben aufweisen.
  10. Die Sterne aus dem RGB-Bild (mit ihren natürlichen Farben) werden extrahiert und dem HOO-Nebel-Bild hinzugefügt. Dies ergibt ein Endergebnis, das sowohl die tiefen Strukturen des Nebels als auch die natürlich leuchtenden Sternfarben zeigt.

Belichtungszeit

Aufnahmedatum: 29./30.07 und 10./28/29.08.2024

Filter: Zeit in sec: Anzahl:
R 60 10
G 60 10
B 60 10
Ha 180 106
OIII 180 401
Gesamtzeit: 25h 51m  
Teleskop: TS-Optics CF-APO 90mm f/6
Kamera: ZWO ASI533MM
Montierung: ZWO AM3
Filter: ZWO Red
  ZWO Green
  ZWO Blue
  ZWO H-alpha 7nm
  ZWO O-III 7nm
Zubehör: TS-Optics TSCFRed90
  ZWO ASIAIR Plus
  ZWO EFW 7 x 36mm
  ZWO EAF
Software: PixInsight